Zusammenfassung – das ändert sich mit Midnight

Zielbild: Addons sollen keinen spielerischen Vorteil im Kampf mehr bieten. Sie bleiben für Look & Layout stark – nicht für Entscheidungslogik. Blizzard will damit die Chancengleichheit erhöhen und Spielinhalte zugänglicher tunen.

Warum jetzt? In den letzten Erweiterungen sind Addons zunehmend von Anzeige-Tools zu Entscheidungs-Tools geworden (Rotationsempfehlungen, Auto-Koordination). Das zwingte Blizzard, Bosse enger zu tunen und Mechaniken komplexer zu bauen – zum Nachteil von Spielern ohne diese Addons.

Wie wird technisch beschnitten? Mit der neuen „Secret Values“-API bleiben Kampfinformationen anzeigbar, aber für Addons nicht „wissbar“/verarbeitbar. Addons dürfen Frames, Nameplates, Castbars usw. umgestalten, aber nicht sicher „wissen“, ob ein Debuff aktiv ist oder ein Cooldown bereit. Die Anzeige bleibt, die Logik fällt weg.

Kollateralschäden & Gegenmaßnahmen:

  • Blizzard baut parallel die Basis-UI aus:
    • Assisted Highlight & One-Button Rotation (11.1.7)
    • Cooldown Manager (seit 11.1.5, in Midnight verbessert)
    • Neue Boss-Warnungen (zeigen kommende Mechaniken, Entscheidungen bleiben beim Spieler)
    • Combat Audio Alerts, TTS, weitere Accessibility
    • Geplant in der Beta: Heiler-Raidframes 2.0, eingebautes Damage-Meter mit Server-Validierung, mehr Hooks für Addon-Autoren
  • Bestimmte Klassenressourcen wurden nicht-geheim gemacht (z. B. Runen/Holy Power), damit kosmetische Anzeigen weiter funktionieren.
  • Blizzard arbeitet mit Addon-Autoren zusammen; dort, wo reines Reskinning genutzt wird, sollen Addons weiterhin laufen. Addons, die Combat-Rohdaten neu aufbauen, treffen die Limits eher.

Balance & Encounter-Design:
Mit klareren Telegraphs (Visuell/Audio), mehr Reaktionszeit und geringerem gleichzeitigen Input-Stress sollen Bosskämpfe ohne Addon-Entscheidungshilfen fair bleiben – bei vergleichbarem Anspruchsniveau wie früher.

Warum zur Erweiterung? Ein Mid-Season-Bruch wäre unzumutbar. Am Expansions-Start kann der Content von Grund auf im „Post-Addon-Abrüstung“-Modus gebaut und getestet werden.

Nächste Schritte: In der Beta beobachtet Blizzard besonders Endgame-Tests (Raids, Dungeons, Delves). Das Team will agil auf Feedback reagieren – UI nachschärfen, Tuning anpassen, neue sichere API-Zugänge öffnen.

Takeaway: Komfort-Anzeige ja, Kampf-Vorteil nein. Blizzard liefert dafür native Tools und nimmt im Gegenzug Addon-Logik aus dem Kampf. Ziel: Weniger Pflicht-Addons, mehr Fairness, höhere Zugänglichkeit – ohne die Personalisierung der UI zu verlieren.


Originaltext (vollständig, auf Deutsch als Zitat)

Während wir in die Beta-Phase der Midnight-Tests eintreten und eine deutlich größere Welle von Spielerinnen und Spielern einladen, die Erweiterung zu erleben und Feedback zu geben, möchte ich mir Zeit nehmen, die geplanten Änderungen an den Addon-Fähigkeiten und die dazugehörigen, umfassenderen Änderungen an Kampf und Begegnungen zusammenzufassen. Das wird ein langer Beitrag, aber bleibt dran – es gibt viel abzudecken.

Im Laufe des letzten Jahres haben wir über Addon-Änderungen gesprochen, aber diese Kommunikation war über mehrere Videos, Beiträge, Interviews und laufende Gespräche mit Addon-Autorinnen und -Autoren verteilt. Diese Fragmentierung hat zu Verwirrung und Sorge in der Community beigetragen. Das Hauptziel dieses Artikels ist es, so viel Verwirrung wie möglich zu beseitigen und idealerweise in Bezug auf die geplanten Änderungen zu beruhigen.

Klar ist: Es ist völlig natürlich, dass Spieler, die unzählige Stunden Azeroth durch die Linse ihrer Lieblings-Addons erlebt haben, bei großen Änderungen an diesem Ökosystem nervös werden. Während manche, die wenige oder keine Addons nutzen, mit den Schultern zucken, kann dies für viele andere die größte Änderung sein, die eine Erweiterung jemals an World of Warcraft vorgenommen hat. Wir nehmen das in keiner Weise auf die leichte Schulter.

Addon-Abrüstung: Warum?
Wenn wir wissen, dass dies eine riskante Änderung ist – warum machen wir sie?

Seit über zwanzig Jahren ist die Anpassbarkeit der WoW-Benutzeroberfläche (UI) eine Säule des Spiels und ermöglicht es den Spielern, Addons zu verwenden, um Look & Feel des Spiels an ihre Vorlieben anzupassen. Zahlreiche Verbesserungen der Basis-UI wurden im Laufe der Jahre durch diese Community-Arbeit inspiriert. Aber die Macht, die wir Addon-Autorinnen und -Autoren geben, birgt immer das Risiko von Tools, die das Moment-zu-Moment-Gameplay verzerren, was das Entwicklungsteam in der Vergangenheit mehrfach dazu veranlasst hat, die Möglichkeiten von Addons einzuschränken.

In der Vergangenheit konnten wir Probleme meist lösen, indem wir Addons den Zugriff auf bestimmte Funktionen beschränkten (z. B. Addons, die in den frühen Tagen automatisch Fähigkeiten und Ziele wählten, oder die später mit Spielerpositionen und cleverer Mathematik „Radar“-Overlays bauten). Diesmal ist der Anlass subtiler und allgegenwärtiger. In den letzten Erweiterungen hat sich der Fokus der Community zunehmend von Addons, die Informationen auf eine bestimmte Weise anzeigen, zu Addons verlagert, die Informationen verarbeiten, um Kampfentscheidungen und Empfehlungen zu treffen. Als RPG mit Zauberzeiten und Abklingzeiten lag ein großer Teil der „Skill“ in WoW schon immer in Moment-zu-Moment-Entscheidungen. Ein Computer, der vollständigen Zugriff auf den aktuellen Kampfzustand hat (Buffs/Debuffs von Verbündeten und Gegnern, aktive Zauber, Cooldowns, Leben u. a.), wird naturgemäß die richtige Entscheidung schneller und fehlerfrei treffen, als ein Mensch.

Solche Addons gehen über persönliche Präferenzen hinaus und bieten einen objektiven Vorteil im Kampf. In der Folge heißt es oft: „Lade dieses Addon, um deine Klassenperformance zu verbessern oder diesen Boss zu schaffen.“ Gilden – oder sogar PUGs – verlangen bestimmte Addons zur Koordination im Kampf. Wir haben nie für Addons designed (also nie mit der Absicht, dass Addons eine Mechanik lösen), mussten aber in den letzten Erweiterungen um sie herum designen. Selbst in nicht-progress-Inhalten greifen viele zu allen verfügbaren Tools, um es sich leichter zu machen.

Beispiel: Bei einem Boss auf Normal/Heroisch haben wir ein Tuning-Ziel. Ist er zu leicht, kommt Feedback, er sei unbefriedigend. Bei Klassenmechaniken wollen wir Fantasy ausdrücken und gleichzeitig spannende Mikro-Entscheidungen bieten. Wenn aber Addons Raid-Koordination sofort lösen oder eine nuancierte Entscheidung auf ein binäres Muster reduzieren, bekamen wir (durch Daten gestützt) Feedback, unser Design wirke flach. Also fügten wir Komplexität hinzu oder zogen Tuning an, um den erwarteten Anspruch zu liefern. Das setzt Spieler, die diese Addons nicht nutzen möchten, klar ins Hintertreffen – WoW wurde weniger zugänglich.

Wir wollen das Spielfeld angleichen. Leitphilosophie: Addons sollen in WoW-Kämpfen keinen Wettbewerbsvorteil mehr bieten. Sie bleiben robuste Tools für ästhetische Anpassung und personalisierte Darstellung, aber sie sollen die Erfolgswahrscheinlichkeit im Kampf nicht erhöhen – weder gegen Encounter noch gegen andere Spieler. „Wettbewerb“ betrifft nicht nur MDI/Hall of Fame/Arena. Die Effekte durchdringen alle Spielbereiche: von Dimensius-Normal mit der Freunde-&-Familie-Gilde bis zur ersten M+-Leiter.

Addon-Abrüstung: Was ändert sich?
Wir gehen chirurgisch vor und beschneiden die Verarbeitung von Informationen bei minimalem Impact auf die Anzeige. Vereinfacht: Informationen zum Kampfzustand werden als „geheime Werte“ (Secret Values) markiert. Addons dürfen sie anzeigen, aber nicht „kennen“ (nicht maschinell verarbeiten). Kampfereignisse liegen in einer Blackbox: Addons können die Box umstylen, aber nicht hineinsehen. In Midnight können Addons also weiterhin Buff/Debuff-Frames, Nameplates, Castbars usw. umgestalten – sie können aber nicht mit Sicherheit „wissen“, ob ein bestimmter Debuff aktiv ist oder welcher Cooldown gerade läuft.

Wir starteten die Alpha mit der strengsten Variante dieses Regelwerks, um ein frustrierendes Katz-und-Maus-Spiel zu vermeiden. Statt Addons in der frühen Alpha komplett zu deaktivieren, luden wir viele Addon-Entwickler sehr früh ein. Ihr Feedback war enorm hilfreich und führte zu Lockerungen, wo es unnötige Kollateralschäden gab.

Uns war klar: Wenn Addons keine Kampf-Events in Echtzeit mehr parsen können, betrifft das auch beliebte, eigentlich harmlose Addons (Damage-Meter mit Live-Einblick, Boss-Timer seit Classic, Accessibility-Tools). Parallel zu „Secret Values“ arbeiten wir daher an nativen Lösungen und neuen API-Hooks, die geschützte Informationen auf eine Weise bereitstellen, die Wettbewerbsintegrität wahrt.

Bereits ausgerollt bzw. für Midnight geplant:
Assisted Highlight & One-Button Rotation (11.1.7) zur Lernhilfe/Barrierefreiheit.
Cooldown Manager (seit 11.1.5 als frühe Version, in Midnight deutlich verfeinert).
Boss-Warnungen in Midnight: Anstehende Mechaniken sichtbar, Entscheidung bleibt beim Spieler.
Combat Audio Alerts (TTS, Audio-Cues) für Leben und gängige Kampfevents.
– In der Beta folgen: verbesserte Heiler-Raidframes, integriertes Damage-Meter mit Server-Validierung und mehr.

Wenn wir Addon-Funktionalität begrenzen, müssen wir zugleich die Basis-Erfahrung so gestalten, dass alle die nötigen Informationen bekommen, und das Spiel entsprechend tunen: klarere Telegraphs, ggf. eine Sekunde mehr Reaktionszeit, weniger gleichzeitige Reize. Ziel: Eine M+10, ein Normal-Boss, ein Delve Tier 8 sollen in etwa so anspruchsvoll bleiben wie früher – nur fairer verteilt.

Warum brechen manche kosmetische Addons?
Nie unsere Absicht – es gibt aber Gründe: Addons mit ähnlichem Ergebnis können unter der Haube sehr verschieden sein. Manche müssen nur aktualisiert werden (wie bei jedem großen Patch). Andere bauen UI-Elemente aus Rohdaten neu – das kollidiert mit Secret Values. Wo möglich, minimieren wir Kollateralschäden (z. B. sind Klassenressourcen inzwischen nicht-geheim, damit abstrakte Anzeigen weiter funktionieren). Wir bleiben im engen Austausch mit der Community.

Warum jetzt?
Wir wollten erst Community-Stimmung prüfen – das Echo war überwiegend positiv, bei gesunder Skepsis: „Wäre toll, wenn Addons nicht Pflicht wären – trauen wir Blizzard das zu?“ Unsere UI-Engineering-Roadmap kam schneller voran als erwartet (Secret Values & Ersatz-Features). Das machte Midnight als Ziel realistisch. Solche Änderungen müssen an einer Erweiterungs-Grenze passieren.

Entscheidung: Entweder zwei weitere Jahre um starke Addons herum designen – oder jetzt umstellen und Lösungen im neuen Paradigma finden. Also kommt die Addon-Abrüstung mit Midnight. Wir sind verpflichtet, Logik nachzujustieren, neue Zugänge zu schaffen und die Community durch die Transition zu begleiten.

Was kommt als Nächstes?
Zum Beta-Start wollen wir besonders das Endgame strukturiert testen. Die Addon-Änderungen stehen nicht für sich – sie gehen mit einem neuen Ansatz für Raids, Dungeon-Pulls, Kampfmechaniken einher. Gebt Feedback nicht nur zur UI, sondern auch zu Endgame-Aspekten, die sich ohne gewohnte Tools unklar oder unfair anfühlen.

„Beta“ heißt: Der Content ist testbar, aber weit entfernt vom Endpunkt. Wir bleiben agil und arbeiten eng mit der Community – regelmäßige Updates, UI-Verbesserungen, Tuning-Anpassungen, neue Addon-Schnittstellen.

Danke fürs Lesen. Ich weiß: So viel Veränderung kann Angst machen; es ist natürlich, zu fürchten, dass der langfristige Gewinn die kurzfristige Störung nicht wert ist. Wir tun alles, damit euer Midnight-Erlebnis großartig wird, Anpassung & Selbstausdruck weiterhin Markenzeichen der WoW-UI bleiben – und das Spiel zugänglicher wird als je zuvor.

Ion Hazzikostas
Game Director

Marcel

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